frühlingswasser

Besonders verschwenderisch ist die Natur im Frühling. Die schwefelgelben Pollen der Baumblüte malen Jackson Pollock-gleiche Muster aufs Wasser. Die Sonne glitzert auf den Wellen des Sees, aus dessen seichtem Grund junge Seerosen empor tauchen. Das neue Leben drängt sich hell und ungestüm vorbei an bräunlicher Zersetzung. So schnell, dass beides, Leben und Sterben zeitgleich erfolgt. - In mein Bewusstsein drängt sich ein Gemälde, das ich als Kind so liebte und das mich damals wie heute in seinen Bann gezogen hat: John Everett Millais' dahinschwindende "Ophelia". Hilflos und hingebungsvoll treibt sie den Fluss entlang in der Sprache der Blumen, als schönste Tragödie, die die Welt je gesehen hat.